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Old Indians never die

Gästebuch

Indianer Geschichte

Am Rande seines Dorfes lebte ein alter Indianer. Der besaß nur ein einziger Pferd.
Eines Morgens aber, als er wie immer nach ihm schauen wollte, da war das Pferd verschwunden.

Der Nachbar des Alten erfuhr dies, kam zu Ihm und sprach: "Du Armer! dein einziges Pferd ist weggelaufen! du tust mir Leid, jetzt ist alles was du besessen hast dahin. Das ist wirklich schlimm für Dich!

"Ach " erwiderte der Alte und schaute ihn an, " was ist schon schlimm? "

"Das Pferd ist weg, das stimmt, aber reg Dich nicht auf.
"Warts doch mal ab, wer weiß wozu das gut ist.“
 

Nach ein paar Tagen geschah es nun, dass der alte Indianer lautes Hufgetrappel hörte und als er vor sein Zelt trat, da erblickte er sein Pferd. Es war zurückgekommen und mit ihm 12 schöne wilde Pferde, die folgten ihm bis ins Gatter.

Das bekam der Nachbar mit und voller Freude kam er und rief: “Mensch, Alter!“ „Was für ein unverschämtes Glück du hast, das ist ja unglaublich! 13 Pferde hast du jetzt, nein, wie ist das toll für Dich! Nun bist du der Reichste Mann im Dorf!“

„Ja“, sagte der Alte, „schon richtig. Aber was regst du dich so auf?

"Warts doch mal ab, wer weiß wozu es gut ist.

Der Indianer hatte einen Sohn und dieser begann nun damit die 12 Wildpferde zu zähmen und zuzureiten, eins nach dem anderen. Das ist selbst für einen jungen, kräftigen Mann mühsame harte Arbeit. Und so passierte es eines nachmittags, er war schon sehr erschöpft, dass er von einem besonders temperamentvollen Tier hart stürzte und sich das Becken brach. Wie sich noch einiger Zeit herausstellte war der Bruch so kompliziert, das er nur schlecht zusammenheilte und so ward der Sohn des Alten zum Krüppel, der seine Beine nie mehr richtig gebrauchen konnte.

Voller Mitleid und bedauern kam der Nachbar und jammerte:“ Du armer Kerl! Du kannst einem ja Leid tun! Dein einziger Sohn , ein Krüppel ! Meine Güte wie ist das schlimm! Was kannst du noch für Freude am Leben haben? Was für ein Fluch ! “

 „Seltsam“, erwiderte der Alte, und schüttelte sein weißes Haupt. „ Schon wieder regst du dich auf, schon wieder weißt du Bescheid, was gut oder schlecht ist,

"Warts doch mal ab! mal schau´n wozu das gut ist.

Nun befand sich das Volk unseres Indianers seid geraumer Zeit in größeren Schwierigkeiten mit einem benachbarten Stamm. Die feindselige Beziehung zwischen den beiden Dörfern verschärfte sich und es ging das Gerücht, das Nachbarvolk plane einen Angriff. So entschied der Rat des Dorfes, diesem zuvorzukommen und den feindlich gesinnten Stamm zu überfallen. Alle starken und gesunden jungen Männer wurden aufgefordert, sich zu rüsten und vorzubereiten für den großen Angriff.

 Da kam der Nachbar und ergreifte sich voller Verzweiflung: “Stell dir vor, mein Sohn muss in den Krieg ziehen, aber deiner, deiner nicht, weil er ja ein Krüppel ist! du hast ein Glück!

Zwar ist dein Sohn nicht gesund, aber du darfst ihn behalten, wer weiß, ob ich meinen jemals wieder sehe. Wie musst du dich glücklich schätzen, dass dein einziger Sohn verschont bleibt! “.

Wieder schüttelte der Alte den  Kopf: “Du verstehst es einfach nicht. Schon wieder weißt du Bescheid und befindest einfach darüber, ob etwas gut oder schlecht ist, was wissen wir denn wirklich?

Warts doch erst mal ab. Wer weiß denn, wofür alles gut ist.“

Die jungen Krieger überfielen das Nachbarvolk und hatten leichtes Spiel, denn dort hatte man nicht mit ihrem Angriff gerechnet. Sie machten reiche Beute und kehrten siegreich und mit schwer beladenen Pferden zurück.

Stolz und aufgeregt lief der Nachbar zum Alten und rief schon von weitem:“ komm raus du armer Schlucker! Sieh doch nur wie viel sie erbeutet haben! Wir sind jetzt alle reich! nur du nicht, du armer Kerl, denn dein Sohn war ja nicht dabei! Du hast vielleicht ein Pech! Das muss ja furchtbar sein für dich, was?“

Der alte Indianer schaute ihn an, seufzte tief und ging wortlos in sein Zelt zurück.

Aber dann wandte er sich doch noch einmal um, sah seinen Nachbarn eine Weile an und sprach: „Du lernst es nicht, es ist hoffnungslos, über alles und jedes weißt du immer gleich Bescheid , gibst dein Urteil ab, weißt sofort was ein Fluch und was ein Segen ist und jedes Mal erregst du mich, wofür? Wir sehen immer nur einen kleinen Teil vom Ganzen.

Warts doch mal ab, mal schau´n wozu das gut ist.

Der so erfolgreiche Siegeszug musste natürlich gefeiert werden und die stolzen Väter und noch stolzeren Mütter richteten ein Fest. Es wurde gegessen und getrunken, getanzt und gelacht und erst spät in der Nacht ging man müde und bezecht in die Zelte zum schlafen. Währenddessen jedoch hatte sich das Nachbardorf von dem Schrecken des Angriffs erholt und voller Zorn über diese Demütigung beschlossen seine Stammesältesten schnelle und grausame Rache. Und als der Morgen graute, da überfielen die so schändlich beraubten das Dorf des Alten. Sie drangen in jedes Zelt und überall dort wo sie ihr Hab und Gut entdeckten, wurden die Räuber und ihre Angehörigen niedergemetzelt.

Niemand überlebte diesen rachdürstigen Feldzug, niemand….außer?

Außer: der Alte zusammen mit seinem Sohn, und nun, nun kam er nicht mehr, der Nachbar, um sein Urteil abzugeben…..

…und schau´n , wozu das gut ist ?!